- Laval
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Laval,1) [la'val], Stadt in Frankreich, Verwaltungssitz des Départements Mayenne, an der Mayenne, 70 m über dem Meeresspiegel, 50 500 Einwohner; katholischer Bischofssitz, Museen; Metall-, Leder- und Textilindustrie, Herstellung von Elektro-, elektronischen und optischen Geräten.In der Altstadt Erkerhäuser des 16. Jahrhunderts und klassizistische Patrizierhäuser aus dem 18. Jahrhundert; Neues Schloss mit Renaissancefassade (1540, heute Justizpalast); Altes Schloss (12. Jahrhundert) mit romanischer Kapelle (11. Jahrhundert) und 36 m hohem Wehrturm (Donjon); Kathedrale (1150-60, später verändert) mit flämischem Flügelaltar; weitere Kirchen: Notre-Dame-d'Avénières (1140-70), Notre-Dame-des-Cordeliers (14.-17. Jahrhundert) mit sechs Marmoraltären; Saint-Jean (1962) und Saint-Paul (1962).Laval wurde 1429 Hauptort einer Grafschaft, 1790 des Départements Mayenne.2) [französisch la'val, englisch lə'vɑːl], Stadt in der Provinz Quebec, Kanada, im Vorortbereich von Montreal, 314 400 Einwohner1965 durch Zusammenschluss der Orte (v. a. Wohnsiedlungen) auf der Île Jésus im Sankt-Lorenz-Strom entstanden.Laval[la'val],1) Carl Gustaf Patrik de, schwedischer Ingenieur, * Orsa 9. 5. 1845, ✝ Stockholm 2. 2. 1913; entwickelte unabhängig von C. A. Parsons (1883) die Dampfturbine in Form einer einstufigen, schnell laufenden Gleichdruckturbine, erfand 1878 eine Milchzentrifuge, konstruierte 1889 eine Düse.2) Pierre, französischer Politiker, * Chateldon (Département Puy-de-Dôme) 26. 6. 1883, ✝ (hingerichtet) Paris 15. 10. 1945; Rechtsanwalt, ab 1914 Abgeordneter (bis 1919 Sozialist, dann parteilos), Senator (1927-40) und mehrfach Minister (u. a. für Äußeres), 1931/32 und 1935/36 Ministerpräsident Politisch bewegte sich Laval immer stärker vom linken ins rechte Kräftefeld. Die »Römischen Gespräche« mit B. Mussolini im Januar 1935 führten u. a. zu einem Abkommen über Kolonialkompensationen in Nordafrika. Im April 1935 nahm er an der Konferenz von Stresa teil. Am 2. 5. 1935 schloss Laval einen Beistandspakt mit der UdSSR, am 16. 5. 1935 mit der Tschechoslowakei. Nach dem italienischen Angriff auf Äthiopien (September 1935) verhinderte er die Wirksamkeit der vom Völkerbund gegen Italien beschlossenen Sanktionen. Seine Politik des Entgegenkommens, besonders gegenüber Mussolini, und die radikale Deflationspolitik (u. a. Gehalts- und Lohnkürzungen um 10 %) führten im Januar 1936 zu seinem Sturz und zur Sammlung der französischen Linken in der Volksfront.Nach der Niederlage Frankreichs (1940) trat er als stellvertretender Ministerpräsident (Juli-Dezember 1940) für eine enge Zusammenarbeit mit Deutschland ein und organisierte das Treffen zwischen A. Hitler und H. P. Pétain in Montoire-sur-le-Loir (bei Tours, 24. 10. 1940). Im April 1942 wurde er auf deutschem Druck anstelle F. Darlans Ministerpräsident. In diesem Amt setzte er der deutschen Besatzungspolitik (u. a. der Deportation von Juden und der Verschleppung von Arbeitskräften nach Deutschland) immer weniger Widerstand entgegen. Ende 1944 brachte die deutsche Besatzungsmacht die Regierung Laval nach Deutschland. Nach einem vergeblichen Fluchtversuch (nach Spanien) lieferten die amerikanischen Truppen Laval an die neuen Behörden in Frankreich aus (1945). Er wurde als Hauptkollaborateur zum Tod verurteilt und hingerichtet.
Universal-Lexikon. 2012.